Der Bogenberg

Um die wunderschöne Aussicht vom Bogenberg zu genießen, braucht man keine Gebirgstour zu unternehmen, man muss nicht einmal einen Tausender des Bayerischen Waldes besteigen. Der Bogenberg liegt nur 405 Meter hoch und erhebt sich 120 Meter über der Talsohle. Aber er ist ein Berg besonderer Art -Berg an einer Landschaftsscheide, einer der letzten Ausläufer des Bayerischen Waldes, weit vorgeschoben und ziemlich steil abfallend ins Tal der Donau.

Verschiedene Wege führen auf den Bogenberg: Der Kirchenweg, den die Wallfahrer gehen, und der als sehr schöner Weg für jedermann zu empfehlen ist, führt zum Kalvarienberg und schließlich zur Wallfahrtskirche; der von dem ehemaligen Gerichtsvollzieher angelegte Janner-Weg, ein Zick-Zack-Weg, der, bei der Steinmetzwerkstatt am Ortsende beginnend, schneller, wenn auch etwas anstrengender nach oben führt; der gemütliche Hochweg, der von der unteren Stadt gegenüber der Brücke zu erreichen ist; der alte ausgedehnte Fahrweg, der sich am Hölzl mit der Straße von Hof-und Breitenweinzier her vereinigt; schließlich der Lipp-Weg, ein fast alpiner Steig, den auf der Donauseite des Berges der frühere Kaufmann Franz Xaver Lipp in hohem Alter angelegt hat; und endlich der Weg, den jetzt die meisten Bogenbergbesucher einschlagen, die neue Autostraße, die, nachdem man durch Bogen gefahren ist oder die Stadt auf der Umgehungsstraße umfahren hat, zuerst um den Berg herum und dann rasch hinaufführt.

Schon im 17. Jahrhundert, als die Menschen noch nicht romantisch schwärmten, wird die Aussicht vom Bogenberg gerühmt, so auf reizende Weise in Pater Balthasar Reglers „Aswinischem Bogen“ von 1679: “ … sonderbar bei auf-und niedergehender Sonne eine so zierlich entworfene mit Kirchen, Türmen, Geschlössern, Klöstern und Stätten ein-und angefüllte Landschaft zu sehen, und zwar mit einer solchen Augenlust, als wenn gleichsam Natur und Kunst miteinander auf dem heiligen Christtag das schönst‘ und künstlichste Kripperl aufgemacht hätten“.
Im überschwänglichen Stil seiner Zeit aber beschreibt M. Harder in seinem Büchlein „Bogen und der Bogenberg“ 1904 die Aussicht: „Endlich sind wir oben -und du stehst auf stolzer Bergeshöhe -und du hältst den Atem an! Sag! Ist es dir nicht, als sprenge sich deine Brust von all dem berauschenden Zauber, der sich da vor dir auftut und in dem die Natur plötzlich in märchenhafter Schönheit sich vor dir ausbreitet?“
Auch für die weniger schwärmerischen Menschen unserer Zeit ist die selten schöne und abwechslungsreiche Aussicht vom Bogenberg ein Erlebnis -und die Einkehr auf dem Bogenberg heißt mit Recht „Restauration zur schönen Aussicht“.
Vor uns auf der Südseite die Donau, der fast 3000 Kilometer lange, nach der Wolga zweitgrößte Strom Europas, der heute durch acht Länder fließt, und auf der man Schiffe aus zehn Ländern vorüberziehen sehen kann -mächtige Schleppzüge meist, die stromaufwärts bis Regensburg, stromabwärts bis zum Schwarzen Meer fahren. Jenseits des Stroms der weite Talgrund des sogenannten Gäubodens, der Kornkammer Bayerns, untermischt mit einigen Waldstücken, beherrscht von der an Türmen reichen Gäubodenhauptstadt Straubing, besiedelt mit zahlreichen heiter anmutenden Ortschaften. Über die Donauebene hinaus reicht der Blick bis zu den Alpen. An nicht wenigen Tagen kann man die Gebirgskette sehen und ein scharfes Auge den Watzmann, das Dachstein-Massiv, das Kaisergebirge und den Wendelstein unterscheiden. Diesseits des Stroms ganz nahe dem uralten Oberalteich, einst eine mächtige Klosteranlage, heute noch auffallend durch die Türme ihrer Kirche, deren Innenausstattung durch den eigenartigen Übergangsstil von der Renaissance zum Barock vor oder nach einem Bogenbergbesuch sehenswert ist. An manchen Tagen kann man stromaufwärts in der Ferne die achttürmige Burg Wörth, den weißen Tempel der Walhalla, mitunter sogar die Domtürme von Regensburg gewahren; stromabwärts den eigenartig vorgeschobenen Natternberg vor Deggendorf, das Kloster Niederalteich mit seinen romanischen Türmen, die Stadt Plattling, auffallend durch die hohen Schlote ihrer Zuckerfabrik.
Auf der Nord-und Waldseite schwingen die Höhen des Bayerischen Waldes, sind die Berge Gallner, Hirschenstein und Pröller und die Ortschaften Mitterfels, Hunderdorf, das KlosterWindberg und das Kirchlein Hl. Kreuz mit Eremitage, in der ein Einsiedler lebt, zu unterscheiden. Und weiter kann man an klaren Tagen in der Ferne sogar den Dreisessel erkennen. Berg schließt sich an Berg, Wald an Wald, das romantische Bild des größten deutschen Waldgebirges.
Ob man nun die Namen der Orte und Berge weiß oder nicht, die Fernblicke sind auf der Donau wie auf der Waldseite stets eindrucksvoll, abwechslungsreich auch zu den verschiedenen Jahres-und Tageszeiten. Im Frühling glänzen die umgepflügten Äcker silbern, im Sommer wogt das Getreide golden im Sonnenlicht, und der Strom nimmt die Lichter und Farben des Himmels auf. Das Maigrün der Buchen leuchtet hell aus den Wäldern des Bayerischen Waldes, im Herbst spielen satte Farben in allen Tönen. Im Mittagslicht gleißt die Landschaft, das Morgen-und Abendlicht zaubert schräge Schatten, bei einbrechender Dunkelheit glitzern die Lichter aus den Dörfern und aus der Stadt Straubing, stimmungsvoll ist eine Mond-und Sternennacht, aber ebenso ein Tag, an dem Nebel über dem Strom ihre Schleier ziehen. Man sitzt in einer Ecke des Friedhofs einsam auf einer Bank und lässt das Riesengemälde der Donaulandschaft auf sich wirken, oder man erlebt die Panoramabilder im Wirtsgarten oder im Restaurant in froher Gesellschaft.
Es ist natürlich, dass an einem so hervorragenden Platz wie dem Bogenberg die Menschen sich schon in Urzeiten niederließen. So war der Bogenberg bereits in der Jungsteinzeit, also Jahrtausende vor Christus, besiedelt. In der Bronzezeit, um 1500 vor Christus, wurde hier bereits eine Befestigung angelegt, um 1000 vor Christus wurden auf der Höhe des Bogenberges Wälle gebaut, und aus dieser Zeit wurden viele Bodenfunde geborgen. In der Zeit der Kelten, um 500 vor Christus, war der Bogenberg nur unbedeutend besiedelt, wie auch Straubing und Regensburg nach den neuesten Forschungen keine Keltenstädte, nur dörfliche Gemeinwesen waren. In der Zeit nach Christus eroberten die Römer das Gebiet bis zur Donau, die sie zur Grenze ihres Reiches machten. Erst die Baiern, vor allem mutige Mönche, drangen im 8. Jahrhundert nach Christus über die Donau in den ursprünglich völlig unzugänglichen Nordwald vor. Um die weitere Erschließung machte sich ein mächtiges Grafengeschlecht verdient, das im 11. Jahrhundert ins Licht der Geschichte tritt, die Grafen von Bogen. Ursprünglich hatten sie ihre Burg wohl auf der Höhe des Bogenberges, später am Nordabhang, weshalb man den Teil des Berges an der alten Fahrstraße noch heute Schlossberg nennt. wenn auch nur noch letzte Spuren alten Mauerwerks vorhanden sind.

Wenn man von weiter her nach Bogen und zum Bogenberg fährt. begegnet man dem Wappenschild des Landkreises Straubing-Bogen mit der Bezeichnung „Heimat des bayerischen Rautenwappens“. Die weiß-blauen Rauten. die zum Symbol für das ganze Land Bayern wurden, waren ursprünglich das Wappen der Grafen von Bogen. Als Stammvater der Bogener Grafen wird Babo von Abensberg genannt, der dreißig Söhne von zwei Ehefrauen, dazu etliche Töchter gehabt haben soll. Die Vielzahl der Nachkommen ist erstaunlich, aber keineswegs unmöglich, wie man eben auf dem Bogenberg auf einer Gedenktafel links neben dem Nordeingang der Wallfahrtkirche sehen kann. Diese Tafel gilt einem Geistlichen, und es heißt: „Dieses Denkmal setzte Ihm Seine Ihn aus 32 Geschwistern von 2 Müttern überlebende liebende Schwester Mathild Zaeherl 1804“. Babos Enkel Friedrieh und Aswin waren die Väter der beiden Linien der Grafen von Bogen. Ein Urenkel Aswins, Albrecht III., war der Gemahl Ludmillas, die ihrerseits, jung verwittwet. die Frau des wittelsbachischen Bayernherzogs Ludwig l., des Kelheimers wurde. Da gibt es die hübsche Geschichte von der Brautwerbung Ludwigs: Als er 1204 seinen Antrag machte, traten hinter einem Wandteppich zwei Ritter als unvermutete Zeugen hervor. Ludwig hätte aber ohnehin nicht gezögert, Ludmilla zu ehelichen; er wusste, dass reicher Landbesitz zu erwarten war, und als 1242 Ludmillas Sohn Albert IV. als letzter Graf von Bogen starb, kam die ganze Donaugrafschaft -das waren die reichen Besitzungen beiderseits der Donau zwischen Regensburg und Deggendorf -an das Haus Wittelsbach. Da war Herzog Ludwig, ermordet 1231 auf der Donaubrücke in Kelheim, bereits tot. Die Wittelsbacher aber übernahmen nun das weiß-blaue Rautenwappen.

Auch die uralte Marienwallfahrtsstätte auf dem Bogenberg steht mit den Grafen von Bogen in engem Zusammenhang. Pater Ämilian Hemmauer schreibt 1731 zur Legende des Gnadenbildes: „Besagte wunderthätige Bildnuß ist anno 1104 übernatürlich herauf gegen der Donau schwimmend bey dem Marktflecken Bogen ankommen, da eben Graf Aschwinus… auf seiner vesten Burg Bogenberg Hof hielte … “ Und eine Steintafel in der Vorhalle der Kirche auf dem Bogenberg berichtet in Versen: „Schon trug im Jahr elfhundertvier – Der Donau Fluth mit Gottes Segen – Dein Bild, Maria, uns entgegen. – In seiner Schloßkapelle allhier -Hat Aswin, Bogens frommer Held, -Es Dir zur Ehre aufgestellt“. Das steinerne Wallfahrtsbild. das aus der Zeit um 1400 stammen dürfte, ist eine „Maria in der Hoffnung“, die sichtbar in ihrem Leib das Jesuskindlein trägt. Später wurden auch noch Ähren auf den Mantel der Madonna gesetzt, so dass das Standbild gleichzeitig eine „Jungfrau im Ährenkleid“ darstellt. Es mag sein, dass Graf Aswin den Benediktinern von Oberalteich seine Burg mit Kapelle vermachte und dann sein neues Schloss am Nordabhang baute, denn die Wallfahrt stand zunächst jahrhundertelang „unter benediktinischer Obsicht“, wie es bei Ämilian Hemmauer heißt.
Seit über 350 Jahren sind Beschreibungen der Wallfahrt zum Bogenberg erschienen. Unter den vielen Wallfahrten ist der fast fünf Jahrhunderte alte Pfingstgang der Holzkirchner mit der Riesenkerze oder wie es besser heißt: mit der „langen Stange“ die merkwürdigste. Diese gewaltige Weihegabe ist ein dreizehn Meter hoher entästeter Fichtenstamm, der ringförmig mit rotem Wachs umwickelt und in gewissen Abständen als Lebensbaum mit Tannengrün geschmückt ist. Seit 1492 bringen die Leute von Holzkirchen bei Ortenburg dieses Kerzenopfer, getreu einem Gelöbnis, das der Abwehr des Borkenkäfers galt. in einer zweitägigen Fußwallfahrt nach Bogen. Auf dem langen Weg tragen die Männer die Stange über den Schultern. Wenn man schließlich am Mittag des Pfingstsonntags in Bogen angekommen ist, wird die Riesenkerze jeweils von einem der Burschen allein. und zwar senkrecht, Wegstück um Wegstück den Kirchenweg zum Bergheiligtum empor getragen. Es ist ein erregendes Kunst-und Kraftstück, wenn die zentnerschwere Kerze immer wieder schwankt, zu sinken droht. dann von dem nächsten Träger aufgefangen wird, der sie oft berganrennend weiterbringt. Tausende bewundern dieses Wallfahrtsschauspiel, dem weißgekleidete Mädchen als Trägerinnen einer Marienstatue vorausziehen. Im Triumph wird die Kerze oben um die Kirche getragen und ins Heiligtum gebracht, und ein feierlicher Gottesdienst schließt sich an. bei dem die Riesenkerze des vorvorigen Jahres in Stücke zersägt und diese als Wachsstöcke an die Pilger verteilt werden.
Der heutige Kirchenbau, der romanische Vorgängerbauten hat, wurde 1463 vollendet. gestiftet von vielen Adeligen und von zahlreichen altbayerischen Städten und Märkten und auch der Reichsstadt Regensburg. Der dreißigjährige Krieg brachte Zerstörung und Elend ins Land an der Donau, worüber ein Oberalteicher Mönch eine erschütternde Chronik schrieb. Die Wallfahrtskirche auf dem Bogenberg wurde im frühen 18. Jahrhundert erneuert und 1723 im Stil des frühen Rokoko sehr reich ausgestattet. Davon gibt es noch die Kanzel. die sechs Oratorien im Chor und die Orgel Zeugnis, denn die übrige Ausstattung wurde 1876-81 bei einer Regotisierung der Kirche beseitigt. 1954-60 erfolgte die jüngste Restaurierung, wobei zwei neue Altäre errichtet wurden, Hochaltar und Gnadenaltar. auf welchem nunmehr das früher am Hochaltar befindliche Gnadenbild zur Aufstellung kam, in einemneuen Schrein, der mit ährenartigen Strahlen und silbergetriebenen Engeln verziert ist.

Die Kirche strahlt eine feierliche Stimmung aus. Immer stehen links und rechts am Choreingang zwei Riesenkerzen, zwei „lange Stangen“, die jeweils zwei Jahre in der Kirche verbleiben. Im Chorraum selbst zahlreiche andere kunstvoll geformte Kerzen als Opfer-und Weihegaben. Rechts im Hintergrund des Chors ein uraltes steinernes Marienbild, Zeugnis romanischer Volkskunst. wahrscheinlich das ältere Wallfahrtsbild. Links vorne vom Chor die liebliche Marienstatue, welche die Mädchen bei der Pfingstprozession voraustragen. Unter der Orgel fesselt eine Marienkrönung als wundervolles spätgotisches Bildwerk. Vor dem Gnadenbild selbst leuchten zu jeder Zeit viele, viele Opferkerzen. Stimmungsvoll wie die Kirche ist der ringsum die Kirche liegende Friedhof  der auf der einen Seite zur ehemaligen Propstei des Klosters Oberalteich führt, die heute im Gebäude des alten Wallfahrtspriorats ein sehr sehenswertes Heimatmuseum mit reicher volkskundlicher Sammlung birgt – auf der anderen Seite zur Aussicht ins Stromtal der Donau und in die weiten Ebenen des bayerischen Landes bis zu den Alpen.

 
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